KONZEPT
Offene & Mobile JUGENDARBEIT
Jugendzentrum Aquarium
Stadtgemeinde Fischamend
2020
1. ARBEITSGRUNDLAGEN UND PÄDAGOGISCHES SELBSTVERSTÄNDNIS
1.1. Unsere Grundprinzipien
1.1.1 Freiwilligkeit
Der Aufenthalt der Jugendlichen im Jugendzentrum beruht auf Freiwilligkeit (unter Einhaltung festgelegter Regeln und Normen). Diese Freiwilligkeit gilt ebenso
für alle Beratungen, Projekte und Programmpunkte, die seitens des Aquariums angeboten werden.
1.1.2 Anonymität und Verschwiegenheit
Anonymität und Verschwiegenheit sind Grundprinzipien der pädagogischen und sozialen Arbeit und haben daher bei uns höchsten Stellenwert.
1.1.3 Partizipation
Mitbestimmung und Mitarbeit der Jugendlichen sind erwünscht und werden gefördert; in einem Rahmen, der die Gesamtidee des Jugendzentrums unterstützt. (Jugendsprecher/innen-Wahl, Mitplanung und Mitgestaltung von Events, etc.)
1.1.4 Parteilichkeit
Wir sind in einer Vermittlerrolle zwischen Jugendlichen und Erwachsenen und es ist unsere Aufgabe, begründete Interessen der Jugendlichen zu unterstützen (Lobbying). Parteilichkeit gegenüber den Jugendlichen ist für unsere pädagogische Arbeit sehr wichtig, endet aber dort, wo das Zusammenleben bzw. andere Besucher/innen und Mitarbeiter/innen gefährdet werden.
1.1.5 Klarheit
Jene Regeln und Strukturen, die den ordnungsgemäßen und klaglosen Betrieb erst ermöglichen, müssen in Klarheit und Einfachheit von allen nachvollzogen werden können.
1.2. Zielgruppe
Das Jugendzentrum Aquarium ist grundsätzlich offen für alle Jugendliche zwischen 12 und 25 Jahren aus Fischamend (unabhängig sozialer Schicht, kultureller und religiöser Zugehörigkeit, usw.). Das Angebot soll besonders all jenen jungen Menschen zur Verfügung stehen, die aufgrund bestimmter struktureller und/oder materieller Bedingungen als benachteiligt zu bezeichnen sind. Der Anspruch der Offenheit ist jedoch nicht zu verwechseln mit dem Ziel, alle Jugendlichen erreichen zu müssen.
1.3. Zielsetzungen
Das Jugendalter kann entwicklungspsychologisch wohl als eine der schwierigsten Lebensphasen eines Menschen bezeichnet werden. Gerade benachteiligte Jugendliche erleben diese Zeit oftmals als doppelte Belastung.
Als Ziele kann man daher bezeichnen:
- Hilfestellung in schwierigen Lebenssituationen – Ressourcen aufzeigen, unterstützen, vermitteln
- Soziale Integration (Erlernen des Einhaltens von Regeln und Strukturen)
- Erwerb von Handlungskompetenz und/oder Erweiterung des Verhaltensrepertoires (Aufzeigen alternativer Verhaltensweisen, Vorbildwirkung, positive Verstärkung)
- Gemeinschaft (Beziehungen fördern, funktionierende Beziehungen aufzeigen)
- Begegnungen ermöglichen: Respekt und Toleranz im Umgang mit Menschen anderer Herkunft, Kultur, Geschlecht, Glaubensgemeinschaften, usw. (Vorbildwirkung: Das Jugendzentrum als Raum in dem ein tolerantes und gemeinsames Miteinander stattfindet)
- Beheimaten (den Jugendlichen Heimat geben, Aufenthaltsort sein)
Im Sinne der Verantwortung, die uns seitens der Öffentlichkeit übertragen wird, sind wir darüber hinaus bemüht, durch besondere Beachtung der oben angeführten Punkte und Zielsetzungen zu einer positiven Gesamtentwicklung unserer Jugendlichen beizutragen.
Durch permanente Fort- und Weiterbildung und Vernetzung ist unser Team bemüht, die Qualität unserer Arbeit zu gewährleisten.
Wir nehmen kritisch gesellschaftliche Veränderungen wahr und klären deren Bedeutung für die offene Jugendarbeit im Jugendzentrum ab.
1.4. Geschlechtssensible Jugendarbeit
Geschlechtssensible Jugendarbeit kann nicht ohne die Reflexion seitens der Mitarbeiter*innen mit ihrer eigenen Rolle als Mann/Frau in der Gesellschaft stattfinden. Dies ist die Grundvoraussetzung, um eine Person ganzheitlich, in ihrer Geschlechts bedingten Situation wahrzunehmen. Zielsetzung ist es, Jugendliche bei ihrer eigenen Rollenfindung zu unterstützen, auf traditionelle Rollenerwartungen hinzuweisen und diese kritisch betrachten zu helfen.
1.5. Suchtprävention
Die moderne Suchtprävention arbeitet nicht Defizit- sondern Ressourcen orientiert, wobei jedoch Defizite nicht übergangen werden, sondern nach konstruktiven Möglichkeiten gesucht wird.
Unser Ziel ist es, den Jugendlichen Lösungsmöglichkeiten im Hinblick auf ihre Probleme, Sehnsüchte und Konflikte näher zu bringen, sprich die Hilfe zur Selbsthilfe zu aktivieren. Nicht das Thema Sucht/Drogen steht im Mittelpunkt, sondern vielmehr das Erkennen der Motivation, die hinter jeder Form von Sucht steckt.
Es gilt, aufkommende Themen zu erkennen, aufzugreifen und zu behandeln. Jugendlichen soll vermittelt werden, dass sie mit ihren Problemen und Gefühlen, mit ihren Ängsten, Sorgen, Wünschen und möglichen Zielen ernst genommen werden und diese mit Respekt und Verschwiegenheit behandelt werden. Damit werden Jugendliche in ihren Persönlichkeiten so gestärkt, dass sie für destruktive und selbst zerstörende Lösungsmöglichkeiten, wie sie jede Form der Sucht ist, nicht anfällig sind.
Dazu gehört auch die Förderung der Kreativität: Unter Einsatz von Phantasie und Kreativität eigen schöpferisch tätig zu werden fördert die Entwicklung von Selbstwert und Selbstwirksamkeit.
2. DIE ORGANISATION
2.1. Mitarbeiter*innen: Stellenbeschreibung, Dienstplan, Team, Arbeitsschwerpunkte
Zukünftige Mitarbeiter*innen sollten einen einschlägigen beruflichen Werdegang mit abgeschlossener Ausbildung (z.B. FH für Sozialarbeit, Lehrgang Sozialpädagogik, Lehrgang für Outdoor-, Freizeit-, oder Erlebnis-Pädagogik, Jugendarbeiter*in WienXtra) und für diese Arbeit wichtige persönliche Voraussetzungen mitbringen.
Darüber hinaus werden von unseren Mitarbeiter*innen soziale Kompetenz, hohe Kommunikationsfähigkeit, psychische Stabilität, Empathie, Organisationstalent, Bereitschaft zur Weiterbildung sowie Reflexion und Teamfähigkeit gefordert.
Die Bereitschaft zur Team- und Einzelsupervision wird vorausgesetzt. Die Auswahl der Mitarbeiter*innen liegt im Verantwortungsbereich der Stadtgemeinde Fischamend in Absprache mit der Jugendzentrumsleitung und dem Team.
Für die pädagogischen Mitarbeiter*innen stehen insgesamt 61 Wochenstunden zur Verfügung. Diese werden auf 4Mitarbeiter*innen aufgeteilt. Um eine geschlechtssensible Arbeit zu ermöglichen, ist es unabdingbar auf die Geschlechterparität des Teams zu achten.
- Aus Gründen der Qualitätssicherung wird die Arbeitszeit in 2/3 direkte pädagogische Arbeit mit den Jugendlichen und 1/3 Vor- und Nachbereitungszeit aufgeteilt. Die Leitung hat ihre Dienstzeit im Verhältnis 1/4 (pädagogische Arbeit): 3/4 (Overhead und Administration) aufzuteilen.
- Das Team besteht zurzeit aus zwei pädagogischen MitarbeiterInnen mit insgesamt 44 Personalstunden pro Woche und der Leitung mit 40 Wochenstunden.
Gerti Taferner Projektleiterin Römerland Carnuntum Jugend
Thomas Tatosa fachlicher Leiter Römerland Carnuntum Jugend 3 Wochenstunden
- Mag.a Marion Rathler /RLC Jugend 25 Wochenstunden
- Michaela Dietrich/Jugendarbeiterin i.A. / Stadtgemeinde 18 Wochenstunde
- Christoph Ebner BA/ RLC Jugend 10 Wochenstunden
- Matthias Steinbauer / RLC Jugend 5 Wochenstunden
2.2. Öffnungszeiten
Die Öffnungszeiten des Jugendzentrums finden an folgenden Tagen statt.
1.Woche
- Dienstag 16:00 – 20:00 Uhr
- Mittwoch 16:00 – 20:00 Uhr
- Freitag 16:00 – 20:00 Uhr
2. Woche
- Mittwoch 16:00 – 20:00 Uhr
- Freitag 16:00 – 20:00 Uhr
- Samstag 16:00 – 20:00 Uhr
- In diesem „offenen Betrieb“ sind immer zwei pädagogische Mitarbeiter*innen anwesend und es finden je nach Bedarf und Interesse der Jugendlichen verschiedenste Aktivitäten statt. Die Leitung ist Dienstag, Mittwoch, Freitag auch im Haus anwesend für den offenen Betrieb, BeRATungen, Administration und für Notfälle.
- Zusätzlich haben die Jugendlichen die Möglichkeit, 8 Stunden pro Woche BeRATung, BegLEITung und Information in Anspruch zu nehmen: Montag und Donnerstag in der Zeit von 12:00 – 16:00 Uhr.
- Die Öffnungszeiten werden nach Absprache mit der Stadtgemeinde Fischamend festgelegt.
- Mobile Jugendarbeit
- Dienstag alle 14 Tage
- Mittwoch
- Freitag
- Samstag alle 14 Tage
- Hotspot –>Platz der Jugend, Bahnhof, Spar, Rosenhügel, Spielplätze, Getreideplatz.
2.3. Ressourcen und Rahmenbedingungen
Es ist Aufgabe der Jugendzentrumsleitung, in Absprache mit der Stadtgemeinde Fischamend und mit dem Team, Öffnungszeiten, -tage, Dienstzeiten und -Pläne für die Umsetzung der pädagogischen Arbeit festzulegen. Dabei sind die personellen und zeitlichen Ressourcen und die Bedürfnisse der jeweiligen Zielgruppe zu berücksichtigen.
Aus Sicherheitsgründen und für Notfälle müssen IMMER mindestens zwei Betreuungspersonen im offenen Betrieb anwesend sein. In der Planung der Mitarbeiter*innen sind auch genügend Reserven für Urlaub und Krankenstände zu berücksichtigen. Als Voraussetzung für eine gelingende sozialpädagogische Arbeit ist auf eine möglichst hohe Kontinuität der Betreuer*innen zu achten. Zur Qualitätssicherung sind Fort- und Weiterbildungen der einzelnen Mitarbeiter*innen, aber auch des gesamten Teams durchzuführen.
Räumlich erstreckt sich der Verantwortungsbereich der Mitarbeiter*innen auf den Innenbereich des Jugendzentrums sowie auf den Vorplatz und die Terrasse. Für Skateplatz und Fun-Court als öffentlicher Raum können die Mitarbeiter*innen nicht die Verantwortung übernehmen. Falls dort Aufsuchende Jugendarbeit oder Outdooraktivitäten des Jugendzentrums stattfinden, sind die Mitarbeiter*innen nur für diese Zeit und Aktivitäten verantwortlich.
2.4. Kommunikation, Abläufe und Dokumentation
2.4.1 Teamklausur
finden einmal jährlich im Ausmaß von 2 Tagen statt und dienen
- der Evaluierung,
- der Planung unseres pädagogischen Handelns,
- der Reflexion,
- der Festlegung von Zielen,
- der Bedarfsanalyse sowie der Teamfindung/-pflege.
2.4.2 Teambesprechungen
finden zweimal im Monat statt, um
- kurz- und mittelfristige Planung, Programmgestaltung, Koordinierung und Ideenfindung zu gewährleisten,
- Einzelfälle und außergewöhnliche Vorfälle zu besprechen,
- Informationen über das Geschehen und den Entwicklungsstand verschiedener Vorhaben auszutauschen,
- Teaminterne Fragen zu klären und eine klare, auch nach außen hin ersichtliche Aufgabenverteilung unter der Belegschaft zu schaffen.
2.4.3 Supervision
Als teaminternes Forum für Reflexion und Evaluation dienen neben Klausuren und Teambesprechungen regelmäßige moderierte Teamsupervisionen (derzeit eine Sitzung pro Monat), bei Bedarf sind auch Einzelsupervisionen möglich.
2.4.4 Dokumentation
- Zur Dokumentation werden tägliche Einträge in das Tagesprotokoll gemacht, welche ausschließlich der teaminternen Informationsweitergabe dienen und auf Grund vertraulicher Inhalte nicht an Dritte weitergegeben werden.
Um einen guten Informationsfluss zwischen Jugendzentrumsleitung und den politischen Vertretern der Stadtgemeinde (Jugendgemeinderat, Jugendstadtrat) zu gewährleisten sind monatliche Arbeitssitzungen abzuhalten.
Weiteres wird jährlich ein Jahresbericht mit Informationen über die Aktivitäten und der Besucherstatistik erstellt und veröffentlicht.
2.5. Kooperationen und Vernetzung mit jugendrelevanten Institutionen
Um unseren Jugendlichen optimale Hilfestellungen und Informationen zu ermöglichen, ist die Vernetzung und Zusammenarbeit mit anderen sozialen Institutionen und Firmen erforderlich.
- NÖJA – Niederösterreichische Arbeitsgemeinschaft Offene Jugendarbeit
- bOJA – bundesweites Netzwerk Offene Jugendarbeit
- Fachstelle NÖ Suchtprävention & Sexualpädagogik
- Bezirksnetzwerktreffen Hilfswerk Schwechat
- Jugendamt Bruck/ Leitha/& Schwechat
- AMS Schwechat
- PSZ Schwechat
- IBMS Fischamend, Sonderschule
- Psycholog*innen
- FAB Verein zur Förderung von Arbeit und Beschäftigung
- andere Jugendzentren/ Jugendtreffs
- Römerland Carnuntum Jugendregionalforum/ Jugendmesse
- Outdoorpädagogik Austria
- AMS Schwechat
- Jugendamt Bruck an der Leitha und Schwechat
2.5.1 Eine intensivere Zusammenarbeit mit folgenden Personen
- DSA und DSP Alexandra Lang, Traumapädagogin à PSZ Drogenberatungsstelle Schwechat/ Bruck/ Leitha Projektarbeit zu den Themen Suchtprävention, Aufklärung, Safer Sex, Girls-Days
- David Schmid BA PSZ Drogenberatung Bruck/ Leitha
- Mag.a Bettina Preisler und Mag a Iris Hrdlicka FAB Jugendcoaching – Sozialministerium Service
- DSA Karin Eitel, bOJA, NÖJA, Gesundheitsprojekte, Jugendkultur- Projekte, Mädchen und Technik
- Mag. a Andrea Herr, Psychotherapeutin, Psychologin, psychologische Beratungen bei Bedarf
- Kathrin Steininger, Projekte im outdoorpädagogischen Bereich
- Mag. a Bettina Windbüchler „Come on Jugendkultur“
- Mag. a Karin Skop Hilfswerk
- Sylvia Trabichler, Verein ARGE-Zukunft Sensibilisierungsworkshop Umgang mit behinderten Menschen
- Gerti Taferner Projektleiterin Römerland Carnuntum Jugend
3. SELBSTVERSTÄNDNIS UND ÖFFENTLICHKEITSARBEIT
3.1 Selbstverständnis der Organisation
Das Jugendzentrum Aquarium versteht sich als service- und dienstleistungsorientierte Einrichtung, welche über sozialpädagogisches Know-how und professionelle Infrastruktur verfügt und für attraktive Angebote in der Jugendarbeit sorgt.
Durch Einbeziehung interessierter Jugendlicher bei Projekt- und Arbeitsgruppen und bei der Gestaltung des Jugendzentrums wollen wir den Status eines öffentlich präsenten Jugendzentrums erhalten und ausbauen, mit dem sich die Jugend Fischamend identifizieren kann.
Das Jugendzentrum soll Sympathien wecken, Identifikationsmöglichkeiten und Reibefläche bieten und dabei sehr klar grundlegende Werte wie Toleranz, Aufgeschlossenheit, Beziehungsfähigkeit, Eigenständigkeit, Mut zu Individualität, Verantwortungsbewusstsein, Chancengleichheit und Solidarität vertreten.
Die Mitarbeiter*innen sind offen und nehmen sich Zeit für eine konstruktive Auseinandersetzung mit den Besucher*innen des Aquariums. Es herrscht eine respektierende Grundhaltung auf Basis gegenseitiger Wertschätzung (Vertrauen).
Kompetente persönliche Information, Beratung und Begleitung, auch bei komplexeren Aufgaben wird angeboten. Aktuelle Problem Felder der Jugendlichen werden möglichst aufgegriffen und bearbeitet, und somit tragen wir Betreuer*innen zu einer Verbesserung ihrer alltäglichen Situation bei.
Freizeitangebote richten sich nach den Bedürfnissen und Vorstellungen der Jugendlichen, solange wir die Bestrebungen der Jugendlichen aus pädagogischer Sicht mittragen können.
Die Entscheidungsgrundlagen für Veranstaltungen und Projekte sind:
- Die Veranstaltungen richten sich nach den Bedürfnissen (artikuliert bzw. vermutet) der Besucher*innen des Jugendzentrum und der Tatsache, ob sie für das Einzugsgebiet relevant sind.
- Die professionelle Umsetzung von Projekten und Veranstaltungen muss so möglich sein, dass andere Angebote (offener Betrieb, Beratung, etc.) nicht wesentlich darunter leiden.
3.2 Zugangsmöglichkeiten
Das professionelle Beratungs-, Informations- und Beziehungsangebot steht für die Jugendlichen kostenlos und auf freiwilliger Basis zur Verfügung und ist absichtlich niederschwellig gehalten. Verpflichtet sind die Jugendlichen ausschließlich zur Einhaltung der Aquarium – Vereinbarungen.
3.3 Abgrenzung und persönliches Auftreten
Der persönliche Kontakt zwischen Mitarbeiter*innen und Jugendlichen steht im Mittelpunkt der Arbeit im Aquarium. Es ist daher entscheidend, dass die Mitarbeiter*innen verstärkt ihre eigene Persönlichkeit und die Bereitschaft zur Reflexion mit einbringen, sich Zeit nehmen, kontaktbereit sind, die Jugendlichen permanent auf Angebote und Möglichkeiten des Jugendzentrums hinweisen, auf die Bedürfnisse der Jugendlichen eingehen und deren Anregungen und Wünsche beachten. Die Mitarbeiter*innen müssen Zusagen einhalten, müssen Jugendliche vor Überforderung, Stigmatisierung und Instrumentalisierung schützen. Es ist unser Ziel, auf alle Besucher*innen der unterschiedlichsten Szenen, Gruppen, Lebensstilen, Herkunft und Konfession gleich offen zuzugehen.
Es ist wesentlich, dass die Mitarbeiter*innen durch ihr eigenes Auftreten zu einem angenehmen Klima beitragen und auch in Konfliktsituationen einen angemessenen Ton finden. Grundlegend ist für die Mitarbeiter*innen des Aquariums, dass sie das pädagogische Selbstverständnis und Werte wie Aufgeschlossenheit, Toleranz und Solidarität klar vertreten.
3.4. Öffentlichkeitsarbeit
Das Jugendzentrum Aquarium leistet für seine Angebote, Projekte und Veranstaltungen Produktwerbung in Form von
- Informations-Veranstaltungen,
- persönlichen Gesprächen innerhalb und außerhalb der Institution,
- Mundpropaganda und persönliche Einladungen,
- Plakaten,
- Medien, Internetpräsenz,
- Broschüren.
Für Imagewerbung sind folgende Träger vorhanden, die regelmäßig auf ihre Aktualität hin überprüft und bei Bedarf erneuert werden:
- Flyer
- Social Media wie Facebook, Whats App, Instagram
- eigene Homepage
- Lokale Zeitungen wie Stadtbote, NÖN
Public Relations werden laufend durch Presseaussendungen, Presseinterviews und durch Informationen an relevante Einrichtungen im Rahmen der Vernetzung gepflegt.
4. ANGEBOTE
4.1. Raum- und Freizeitangebot
Im Jugendzentrum Aquarium haben die Jugendlichen die Möglichkeit, Räume zu nützen, ohne an Konsumzwang gebunden zu sein. Die Jugendlichen haben hier die Gelegenheit, sich kennen zu lernen und miteinander zu kommunizieren. Das Angebot ist an die Öffnungszeiten des Jugendzentrums geknüpft.
Das Aquarium soll eine Rückzugs- und Entspannungsmöglichkeit bieten, ein Ort sein, in dem Jugendliche unter sich sein und in Peergroups mögliche Verhaltensweisen in einem geschützten Rahmen ausprobieren können.
Auseinandersetzung mit den verschiedensten Medien (TV, Video, Zeitschriften, Internet) ist hier möglich, ebenso ist eine breite Palette an Spielmöglichkeiten (Brettspiele, Billard, Tischfußball, Tischtennis,…) vorhanden.
Ein entsprechendes Ambiente, regelmäßig weiter- und neu entwickelt, und ein attraktives Angebot sind die Voraussetzungen für ein Frequentieren des Raumangebotes. Die Jugendlichen sind eingeladen, das Ambiente mitzugestalten, Ideen zu verwirklichen, ihre Freizeit zu planen und zu gestalten.
Die Ausstattung muss bedürfnisgerecht sein. Die Gestaltung und Wahrung einer angenehmen Atmosphäre drückt Wertschätzung gegenüber unseren Besucher*innen aus. Outdoor-, Freizeit- und Erlebnispädagogik ergänzen den Jugendzentrumsbetrieb sinnvoll.
4.2. Beziehungsangebot
Den Kern unseres sozialpädagogischen Angebotes stellt das Beziehungsangebot dar. Wir verstehen darunter, für die Jugendlichen „da zu sein“, mit ihnen zu kommunizieren und für sie Zeit zu haben. So können belastbare Vertrauensverhältnisse entstehen, auf welche die Jugendlichen bei Bedarf zurückgreifen können. Diese Beziehungsarbeit entspricht unseren Prinzipien Anonymität, Freiwilligkeit & Parteilichkeit. Das Individuum steht im Vordergrund. Es gilt Potentiale und nicht Defizite in den Mittelpunkt zu stellen, alle menschlichen Bedürfnisse ernst zu nehmen, unabhängig davon, ob der/die Betreffende sozial auffällig ist, oder nicht.
4.3. Information, Beratung und Begleitung: One- Stop-Shops
Informationsgespräche dienen der Auskunft an den/die Jugendliche/n über eine von ihm/ihr gestellte Problem- bzw. Fragestellung. Auch Informationsveranstaltungen und das Bereitstellen von Infomaterialien zählen zu unserem Gesamtangebot.
Beratungsgespräche wiederum sind problemzentrierte Interaktionsprozesse. Das Erstgespräch einer Beratung wird von demjenigen Teammitglied ausgeführt, welches vom/von der Jugendlichen als der/die geeignete Ansprechpartner*in auserkoren wurde.
Braucht es bei ganz spezifischen Problemstellungen eine spezielle Fachberatung, wird versucht, den/die Jugendliche/n an eine entsprechend kompetente Facheinrichtung weiter zu vermitteln oder zu begleiten. Hier können wir auf unsere Kooperationspartner*innen wie die Psycholog*innen, das Jugend- Coaching, PSZ Suchtberatung bzw. das Jugendamt zurückgreifen.
Es ist geplant, die Beratungsaktivitäten nach dem Konzept der „One- Stop-Shops“, auszurichten, das auch die Grundlage der Jugendinformationsstellen ist. Das Aquarium soll für Jugendliche eine Anlaufstelle für möglichst viele Fragestellungen sein, die für sie relevant sind.
Dieses Angebot, das für Fischamend noch genau ausgearbeitet werden muss, soll einerseits eine erste Orientierung zu vielen verschiedenen Jugendthemen ermöglichen, andererseits kann bei Bedarf auch auf konkrete Problemstellungen eingegangen werden. Dadurch kommt es zu keiner Stigmatisierung der Nutzer*innen.
4.4. Schwerpunktprojekte
4.4.1 Bewusste und gesunde Ernährung – gemeinsames Kochen
Bewusste und gesunde Ernährung und gemeinsames Kochen sind ein fixer Bestandteil und Schwerpunkt für den offenen Betrieb im Jugendzentrum Aquarium.
Mit diesem Schwerpunkt wollen wir bei den Jugendlichen das Bewusstsein für gesunde Nahrungsmittel aus dem Garten, der Natur und Region schaffen.
Das gemeinsame Kochen soll den Jugendlichen vermitteln, dass Kochen etwas Lustvolles ist und gleichzeitig dem Körper etwas Gutes getan wird.
Das Ritual des gemeinsamen Tischdeckens und Essens kann vielleicht in den Lebensalltag übernommen werden und somit zu einem bewussten Umgang mit sich und seinem Umfeld beitragen.
Die Jugendlichen sollen Spaß und Freude beim Experimentieren mit Speisen haben und Eindrücke und Erfahrungen sammeln.
4.4.2 Outdoorpädagogik
Die Natur ist die Quelle des Lebens und der ursprüngliche Lebensraum des Menschen. In der Outdoorpädagogik sehen wir die Natur als Spiel- und Experimentierraum. Der Kontrast und der Gegensatz zur Alltagswelt, die von Stress und Reizüberflutung geprägt ist, stehen dabei im Vordergrund und tragen zur Auseinandersetzung mit der eigenen Persönlichkeit bei.
Die Natur ist für outdoorpädagogische Spiele, Aktivitäten mit seiner Variabilität und seiner Vielseitigkeit der optimale Arbeitsraum. Es werden dabei gezielt Übungen in der Natur mit außergewöhnlichem Inhalt, Ablauf und Charakter bereitgestellt, die zur Stärkung von Selbstbewusstsein und Teamgeist beitragen und gleichzeitig den Jugendlichen die Natur näher bringen, wie beispielsweise Niedrigseilparcours, Klettern, Blindenführung, Teamtuch usw.
4.4.3 Girls Day/ Boys Day
Jugendliche im Alter von 12-25 Jahren erhalten an diesen Tagen Gesundheitsinformationen in jugendgerechter „Verpackung“: lebensstilbezogen, knapp, praxisrelevant. Aufklärung zu Ernährung, Sexualität, Computerspielen, Drogen, riskanten Lebensstilen u.v.m., ergänzt um Stylingtipps, Gesundheitsberatung und zahlreiche Workshops. Die jungen Besucherinnen und Besucher tanken an diesen Tagen Wissen und Selbstbewusstsein und sie haben auch viel Spaß dabei.
4.4.4 Jugendkultur-Arbeit
Jugendkulturelle Aktivitäten sind ein wichtiger Teilbereich der offenen Jugendarbeit. Je nach Interesse der Jugendlichen werden mit ihnen gemeinsam Events oder Workshops organisiert, die verschiedene „Szenen“ ansprechen und die eigene Kreativität und Selbstorganisationsprozesse in den Mittelpunkt stellen.
4.4.5 Tag der offenen Tür
Am Tag der offenen Tür gibt es für alle interessierten Jugendlichen und Erwachsenen Informationen über das Jugendzentrum und seine Angebote. Insbesondere Eltern, Lehrer*innen und andere Interessierte aus der Bevölkerung können sich hier in angenehmer Atmosphäre informieren.
4.5 Aufsuchende Jugendarbeit
4.5.1 Jugendlichen vor Ort helfen
Jugendliche können nicht immer durch regelmäßig stattfindende, freizeitpädagogische Programme und animative Aktivitäten erreicht werden. Hier kommt die aufsuchende Jugendarbeit zum Zug. Das Aquarium Team geht zu den Plätzen, die von Jugendlichen häufig frequentiert werden, und arbeitet direkt vor Ort mit ihnen.
4.5.2 Jung im öffentlichen Raum
Junge Menschen, die Großteiles ihrer Freizeit im öffentlichen Raum verbringen, brauchen manchmal Anregungen für eine sinnvolle Freizeitgestaltung. Jugendliche die ihren Freiraum mitgestalten wollen, brauchen Unterstützung und Ermutigung von erwachsenen Ansprechpartner*innen. Jene die Probleme haben, brauchen Beratungsangebote, bei dem sie keine Angstbarriere überwinden müssen, und Vertrauenspersonen, die sich für ihre Anliegen, Probleme interessieren.
Quellen:
Niederösterreichische Arbeitsgemeinschaft Offene Jugendarbeit (NÖJA), Grundlagen und Rahmenbedingungen für professionelle Jugendzentren in Niederösterreich, Amstetten 2014.
Bundesweites Netzwerk Offene Jugendarbeit (bOJA), Qualität in der offenen Jugendarbeit in Österreich, Wien 2011.
Bundesweites Netzwerk Offene Jugendarbeit (bOJA), Strukturstandards in der Offenen Jugendarbeit, Wien 2014.
Aufsuchende Jugendarbeit Wien, www.wien.gv.at/freizeit/bildungjugend/jugend/aufsuchende.html
Christa Eleonore Heggenberger Leiterin Jugendzentrum/ ZAQ zertifizierte Outdoorpädagogin,
Mag.a Karin Eitel, Niederösterreichische Arbeitsgemeinschaft Offene Jugendarbeit